Ausstellungseröffnung

Es ist geschafft!

Meine erste Fotoausstellung, gleich mit unglaublich positiven Reaktionen der Besucher.

Die Ausstellung läuft noch weiter, Ihr habt heute Freitag, dann Montag, Dienstag, Donnerstag und nochmals Freitag jeweils von 13 bis 19 Uhr die Möglichkeit Euch die Bilder anzusehen und an der Bar den Spendentopf zu füllen.

Ich danke allen Besuchern und natürlich auch dem gesamten Team der Galerie Lumina in Wien, besonders Peter Sonnleitner, der mir viele wichtige Tips gab und diese Ausstellung erst ermöglicht hat.

 

You’ll Never Walk Alone

Am Samstag den 3. Oktober 2015 setzte Wien ein weltweit unübersehbares Zeichen. Laut Veranstalter zogen etwa 70.000 Menschen in einer friedlichen Demonstration vom Christian Broda Platz über die Mariahilferstraße zum Parlament. Anschließend nahmen über 130.000 Menschen am Konzert unter dem Titel „Voices for Refugees“ am Heldenplatz teil, um für Solidarität und Menschlichkeit im Umgang mit Flüchtlingen zu demonstrieren.

Eindeutige Statements vieler Künstler und Redner gegen die menschenverachtende Politik der Rechten, verursachten zwar einiges an Polemik bei reaktionären Kommentatoren in der Presselandschaft, aber diese zu erwartenden Reaktion verschwinden in der Menge an positiven Signalen.

Es war wieder ein Tag, an dem man sich freut in dieser tollen Stadt zu leben.

Szenenwechsel

Hegyeshalom – Nickelsdorf – Wien West- und Hauptbahnhof

Gestern waren wir an verschiedenen Schauplätzen. Bei der Fahrt an die ungarisch-österreichische Grenzregion nahe Nickelsdorf verfuhren wir uns und landeten auf der ungarischen Seite. Es war seltsam, absolut kein Verkehr auf der Autobahn in Richtung Österreich. Wir nahmen die Abfahrt Hegyeshalom um dort umzukehren, jedoch war Abfahrt gesperrt. Also beschlossen wir weiter in Richtung der Grenzstadt zu fahren, als uns ein riesiger Flüchtlingstreck begegnete. Wir hielten an und ein junger Mann fragte uns, wohin der Weg führt. Die Antwort „Austria“ ließ sein Gesicht strahlen. Nachdem der Treck vorbeigezogen war, waren auch die Straßensperren verschwunden.

Nächster Halt Nickelsdorf Grenzübergang. Die Stimmung hier war schon um einiges gelöster. Man sah Menschen die endlich wieder lächeln. Geduldig warten sie auf den Transport mit Bussen. Die Angst die in Röszke fast körperlich zu spüren war, ist einer Aufbruchstimmung gewichen. Wir unterhielten uns vielen Menschen, manche fragten wie den die Polizei in Österreich sei, ob sie hier bleiben können, ob sie nach Deutschland weiter können, ein junger Mann fragte in welchem Land er Chancen hat sein Studium für Innenarchtektur zu Ende führen kann. Die Polizei und auch Soldaten verhielten sich absolut freundlich und hilfsbereit, kein Vergleich zu dem Auftreten der ungarischen Behörden. Die Menschen werden versorgt. Mein Komplement den zahlreichen freiwilligen Helfern, den Mitarbeitern des roten Kreuz und alle anderen Hilfsorganisationen vor Ort, Ihr alle macht einen phantastischen Job.

Mit einem schönen Gefühl ging es zurück nach Wien. Am Westbahnhof viele Menschen die auf eine Weiterreise nach Deutschland hoffen. Auch hier unzählige Helfer, geduldige Mitarbeiter der ÖBB, zahlreiche aber ruhige und freundliche Polizisten.

Am Hauptbahnhof warten viele Freiwillige aus Deutschland und den Niederlanden mit PKW und Kleinbussen, welche Flüchtlinge gratis in ihre Länder transportieren. Ein tolle Eigeninitiative meist junger Menschen. Die Hilfsbereitschaft der privater Initiativen ist grenzenlos.

Röszke zweiter Teil der Bildreportage

Der zweite Teil der Reportage zeigt Bilder des Erstaufnahmelagers Röszke welches mehr einem Gefangenenlager gleicht, Szenen des Camps in dem die Flüchtlinge eintreffen, Fluchtversuche um nicht in dieses Erstaufnahmelager zu gelangen, Polizisten mit 1 Liter Vorratsflaschen Reizgas, wieder eingefangene Flüchtlinge, verprügelte Flüchtlinge, Drohnen und einfach nur Menschen.

Was man auf diesen Bildern nicht sieht, ist der Geruch in diesem Camp, eine Mischung aus Angst, Testosteron der Polizisten, Scheiße aus überquellenden Toiletten, insgesamt nur sechs Stück für 800 Menschen, Verzweiflung und Ungewissheit über die Zukunft. Man hört nicht das Weinen der Kinder, das Betteln der Menschen denen die Trennung von ihrer Familie droht, die forschen meist in ungarisch gehaltenen Befehle der Polizisten und auch nicht die arabischen Aufrufe zur gemeinsamen Flucht.

Es waren für mich Eindrücke, die ich schwer verarbeiten kann, die mir aber auch den Mut dieser Menschen vor Auge führten, den großen familiären Zusammenhalt und die Verlogenheit der ungarischen Polizei, welche den Flüchtlingen verschweigt, dass sie, wenn sie in die Busse steigen, nicht weitertransportiert werden, sondern in das Erstaufnahmelager gebracht werden.

Ich möchte feststellen, dass sich der Großteil der Polizei vorbildlich verhält, versucht zu helfen, den Flüchtlingen Wasser gibt, den Kindern zumindest über den Kopf streichelt, einfach Menschlichkeit zeigt. Leider ruinieren einige wenige Polizisten diesen Eindruck nachdrücklich. Doch ist das kein ungarisches Problem, da es in jedem Land Problempolizisten gibt.

Die Kinder von Röszke

Sie ist bloß 400 km von Wien entfernt, die kleine ungarische Gemeinde Röszke, drei Kilometer nordöstlich des Grenzübergangs zu Serbien bei Horgoš gelegen. Aber seit einigen Wochen ist dieser Ort ein Synonym für das Versagen der Europäischen Union im Umgang mit Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan.

Ich war heute mit einem geschätzten Kollegen vor Ort. Das Erstaufnahmelager selbst gleicht einem Gefangenenlager aus längst vergessenen geglaubten Zeiten, hohe Zäune, Stacheldraht, Wasserwerfer, Wärter mit scharfen Hunden, unzählige Polizisten, die Flüchtlinge hinter Gittern in Zelten eingesperrt. Es mag zynisch klingen, aber Traiskirchen in Niederösterreich gleicht eher einem Feriencamp, im Vergleich zu diesem sogenannten „Erstaufnahmelager“.

Doch noch viel schlimmer ist die Situation auf einem Feld, knapp 1,5 km vom Erstaufnahmelager entfernt. Die Flüchtlinge gelangen entlang der Bahnstrecke Szeged-Subotica in ein wildes Lager, welches Dantes Inferno entsprungen scheint. Ein Acker, mit unzähligen Zelten, von Müll verschmutzt, umstellt von einer Hundertschaft offensichtlich überforderter Polizei, versorgt nur durch Privatinitiativen, die andauernd Wasser und menschengerechtes Essen herankarren und verteilen, da die ungarische Regierung hier eindeutig versagt. Dazu unzählige Videoübertragungswagen, Fotografen und Schaulustige. Immer wieder versuchen die hier gestrandeten dem Abtransport in das Erstaufnahmelager durch Flucht zu entkommen. Es gibt wilde Verfolgungen durch Maisfelder und hin und wieder vergessen die Polizisten, wer hier gestrandet ist und setzen massiv Schlagstöcke und Reizgas gegen Menschen ein, die bloß ihr Leben vor einem mörderischen Krieg retten wollen.

Für mich persönlich am schlimmsten war die große Anzahl an Kindern in allen Altersstufen, die hier in diesem Dreck ausharren müssen. Ihnen ist diese Galerie gewidmet.