Das wird jetzt kein großer Reisebericht, sondern eine lose Aneinanderreihung von Anekdoten des letzten halben Jahres, dass ich an Bord der AIDAsol verbringen durfte.
Der Aufstieg.
Am 6. April 2019 war es soweit, nach langen Vorbereitungen, durch eine leichte Panikattacke aus Angst vor der Seetauglichkeitsprüfung kurz unterbrochen, verbrachte ich meine erste kurze Nacht an Bord der AIDAsol.
Der Vortag hatte mich total überfordert. Für die nächsten 6 Monate an Bord eines Schiffes zu gehen, ohne auch nur einen blassen Schimmer zu haben, was auf einen jetzt zukommt, ist eine nicht allzu leicht zu bewältigende Herausforderung. Vor allem, wenn man davor zum letzten Mal in einem völlig konträrem Berufsumfeld unselbständig tätig war, nämlich in der IT-Branche. Aber meine Entscheidung war gefallen, ich sprang ins eiskalte Wasser und war ab sofort Bordfotograf, also eigentlich nur Photo Assistent.
Erinnerungen:
Du kommst nach dem Securitycheck an Bord und tauchst in ein eigenes Universum ein. Meine zukünftige Vorgesetzte nimmt mich freundlich in Empfang. Kurz durch den Gästebereich und schon ist man in den schmucklosen, funktionellen, penibel sauberen und total verwirrenden Eingeweiden des Schiffes angelangt. Zu allererst zum Crewpurser, um einzuchecken. Ein Foto mit der Webcam für die Crewcard, die den Reisepass und den Seefahrerausweis ersetzt, auf der ich mir für die nächsten 6 Monate total verunsichert und blöde entgegen grinsen werde.
Dann zur Kabine, die ich in den nächsten Tagen ein paar mal nicht auf Anhieb finden werde: sehr klein und eng, aber hier duscht man sich, zieht sich um, hier schläft oder liest man. Manche sehen auch fern, aber das habe ich die ganzen 6 Monate stets vermieden. Mehr macht man in diesen 8 m², die man sich mit einem Fremden teilt, eigentlich nicht.
Von der Kabine über verwirrende Wege zum Tailor um die Arbeitskleidung, Bettwäsche und Handtücher entgegen zu nehmen. Auf einem ganz anderen verwirrenden Weg zurück zur Kabine. Auspacken und Umziehen, in 60 Minuten war Dienstbeginn und wir haben Embarkation Day, also den arbeitsintensivsten Tag jeder Kreuzfahrt. Zuerst einen halben Tag die neuen Gäste begrüßen und fotografieren. Dabei die KollegInnen kennen lernen. Dann die Seenotrettungsübung für die Passagiere – ich natürlich im Nonspecific Team und als deutschsprachiger hatte ich gleich eine Sonderaufgabe, vermisste Passagiere ausrufen. Irgendwie habe ich es sogar geschafft und mich nicht allzu lächerlich gemacht. Abendessen, Umziehen und ab in den Shop. Danach legen wir ab und meine allererste Kreuzfahrt geht los.
Nicht nur die ersten Tage, nein die ersten Wochen haben mich überfordert. Ich wollte die ersten 2 Wochen sehr oft sofort kündigen, am nächstmöglichen Hafen von Bord gehen und nach Hause fliegen. Kaum Schlaf, Unwissenheit, fehlende Routine führten zu Fehlern, ich war Kritik ausgesetzt und voller Selbstzweifel, ob ich diesen Job tatsächlich machen möchte – machen kann.
Erfreulich war, dass ich auch für mich selbst Fotos machen konnte. Zum allerersten Mal auf Korsika, wo ich jedoch „nur“ Zeit in der Altstadt von Ajaccio verbringen konnte:
Ajaccio

















