Aerial Silk Yoga

Vicky did it again und hat sich von mir ablichten lassen.

Danke!

Grenzerfahrung 3.0 – Kinder als Medienwaffe

Einige Demonstranten forderten mich  dazu auf, Kinder vor dem Grenzzaun zu fotografieren.

Im Nachhinein war ich mir nicht sicher, ob ich diese Bildreihe veröffentlichen soll, zu sehr werden sie instrumentalisiert ohne zu verstehen um was es hier geht.

Andererseits sind es Bilddokumente, welche die Verzweiflung der Eltern zeigen, wenn sie ihre Kinder solchen Gefahren aussetzen.

Grenzerfahrung 3.0 – Nach Sonnenuntergang

Mittwoch, 2. Dezember 2015 18:00-19:30 Uhr

Als wir auf dem Weg zurück zum Camp waren, erreichte uns die Nachricht, mazedonisches Militär soll auf Flüchtlinge mit Tränengasgranaten schieße, nicht über sondern direkt in die Menge und das alles auf griechischem Terrain.

Im Lager angekommen, ist die Lage ruhig, nur der Gestank nach brennendem Carbolineum war noch intensiver geworden. Überall brennen kleine Lagerfeuer. Vor den Essensausgabestellen bilden sich endlose Schlangen. Immer wieder verteile ich Zigaretten, frage woher mein Gegenüber kommt und wie lange sie schon hier ausharren müssen. Iran, Nepal, Marokko, Somalia, Nigeria und Pakistan. Zehn, fünfzehn oder gar seit zwanzig Tagen warten sie hier. Ob sie irgendwelche Informationen hätten, wie es nun weitergehen soll? Niemand wusste, was mit ihnen geschehen wird. Auch die zahlreichen freiwilligen Helfer können diese Frage nicht beantworten. Zumindest stellt sich heraus, dass das Gerücht mit den Granaten und der Grenzverletzung falsch war.

Wie schon am Vormittag kommen nun immer mehr demonstrierende Flüchtlinge zum Hotspot vor dem schmalem Durchgang der für die Flüchtlinge das Tor nach Europa bedeutet. Nun sind Gitter aufgestellt, dazwischen sitzen einige junge Frauen und Männer – Flüchtlinge.

Die griechische Polizei hält sich in einem unbeleuchteten Bereich abseits des Durchgangs auf, sie hatten sich weit zurückgezogen. Diesmal sind keine Kinder anwesend und die Stimmung ist um einiges angeheizter. Hin und wieder gibt es kleine Handgemenge unter den Flüchtlingen, die sich aber sofort beruhigen.

Sprechchöre fordern die Öffnung der Grenze. Immer wieder werden die Staaten der hier Gestrandeten aufgezählt. Die Menge drückt gegen die Absperrgitter, hinter denen die jungen Flüchtlinge kauern und zuletzt genau auf Höhe des Zauns das sichtlich nervöse mazedonische Militär hinter Plexiglasschildern. Wie bereits am Vormittag versuchen einige Flüchtlinge die Menge zu beruhigen und tatsächlich entspannt sich nach 30 Minuten wütendem Protest die Situation wieder.

Ein junger Iraner, der später unbedingt ein paar Fotos mit meiner Kamera machen musste, erklärt mir, dass es erst viele Tote und Verletzte geben muss, bis sie hier wegkommen, wo auch immer sie schließlich landen werden.

Laut neuesten Gerüchten hat die griechische Regierung die Flüchtlinge angewiesen mit bereit gestellten Bussen nach Athen und Thessaloniki zu fahren. Dort angekommen sollen sie des Landes verwiesen werden.

Grenzerfahrung 3.0 – Zwischenspiel: Grüße an die Heimat

Ein paar Bilder mit herzlichen Grüßen in den Iran, nach Pakistan, Nepal, Marokko, Nigeria, Algerien, Somalia und Libyen!

Sie haben es tatsächlich geschafft.
Sie sind immer noch voller Freude und Hoffnung.
Immer noch freundlich, ehrlich und freuen sich über jedes Gespräch.

Manche sind schon seit drei Wochen hier.
Niemand gibt Auskunft wie es nun weitergehen soll, wer ihnen helfen könnte.
Es gibt kein Vor und kein Zurück.
Sie mussten zusehen wie andere Menschen, welche zufällig aus anderen Land kamen, Richtung Westeuropa abreisten.

Grenzerfahrung 3.0 – Vormittag

Mittwoch, 2. Dezember 2015 08:00-13:00 Uhr

Idomeni in Griechenland, ein kleines Grenzdorf mit einem Güterbahnhof, einem Lebensmittelhändler und einer Handvoll Häuser. Die nächste größere Stadt ist Gevgelija auf mazedonischer Seite, die Provinzhauptstadt Thessaloniki ist 70 km entfernt.

Als wir das Lager erreichen, welches im Bahnhof auf und neben den Geleisen liegt, fällt ein durchdringender giftiger Gestank nach verbranntem Kunststoff auf, der wie wir später herausfanden, von brennenden Bahnschwellen stammt. Das Carbolineum mit welchem die Schwellen getränkt sind, ist stark Arsenhältig und darf in der Nähe von Menschen und Lebensmitteln weder gelagert schon gar nicht verbrannt werden. Für die gestrandeten Flüchtlinge sind Feuerstellen mit diesem giftigen Holz jedoch die einzige Möglichkeit, sich in den kalten Nächten aufzuwärmen.

Die Stimmung ist bedrückend, unzählige Menschen halten sich in großen Zelten der UNHCR und Ärzte ohne Grenzen auf, zusätzlich gibt es hunderte kleine Campingzelte, direkt an und zwischen den Gleisen, in der lokalen Müllhalde und auf den Feldern, in denen 2500 Menschen ausharren. Zwischen den Zelten spielen Kinder Fußball. An mehreren Stellen stehen kleine Stromgeneratoren an denen unzählige Netzverteiler hängen, hier werden Handys aufgeladen. Griechische Händler verkaufen Lebensmittel zu günstigen Preisen, aber für viele Menschen hier, trotzdem unbezahlbar.

Vor dem Zaun der seit wenigen Tagen Griechenland und Mazedonien wieder trennt, sitzen einige Flüchtlinge auf den Schienen und warten, viele haben die ganze Nacht durchgehalten; ein Sitzstreik um auf ihre Situation hinzuweisen.

Hinter dem Zaun bereiten sich mazedonische Soldaten auf den kommenden Tag vor. Einige Geländewagen, zwei Schützenpanzer, ein großer Wasserwerfer, martialisches Auftreten zum Schutz der EU.

Die mazedonische Regierung hat die Grenzen komplett dicht gemacht, nur mehr Menschen aus Syrien, Irak und Afghanistan dürfen nach Serbien durchreisen. Sie werden von den griechischen Behörden in Bussen über den offiziellen Grenzübergang außer Landes gebracht.

Perser die vor dem Mullah-Regime flüchten mussten, Pakistani aus dem Grenzgebiet zu Afghanistan, die vor dem Terror der Taliban und der US-amerikanischen Drohnen flüchten mussten, Nepalesen die durch das große Erdbeben alles verloren und vor dem Nichts standen, kommen nicht mehr weiter.

Später am Vormittag verändert sich die Lautstärke, etwa zweihundert Flüchtlinge versammeln sich am Rand des Lagers und ziehen kurz darauf unter Sprechchören weiter zum Grenzzaun. Die mazedonischen Soldaten werden nervös und verbarrikadieren den letzten Durchgang. Statt Schlagstöcken halten sie Sturmgewehre hinter den Schildern. Der Wasserwerfer fährt auf und zielt auf die Menschen auf griechischer Seite.

Die griechischen Polizisten halten sich im Hintergrund zurück.

Zwei kleine Kinder werden hochgehalten, eines vielleicht zwei Monate alt, es blickt interessiert in die Menge. Die Demonstranten drängen zum Ausgang, die griechische Polizei nimmt Stellung vor den mazedonischen Soldaten auf, sie sind mit Schildern ausgerüstet, die Schlagstöcke bleiben weggesteckt.

Einige Flüchtlinge versuchen die Demonstranten zu beruhigen, stellen sich vor die Menge, versuchen alles um eine Eskalation zu vermeiden. Teilweise mit Erfolg, aber immer mehr Leute drängen nach vorne, es wird lauter, die Stimmung droht zu kippen. Die griechische Polizei drängt nun die Menge zurück,  es ist spürbar, nur ein Funken genügt um hier ein großes Drama an Europas Grenze auszulösen.

Die Lage beruhigt sich so aber so plötzlich wie sie kurz zuvor außer Kontrolle geraten ist. Das ist vor allem auf einige Flüchtlinge zurück zu führen, welche sich der wütenden Menge entgegenstellten.

Wenig später stellen sich die Flüchtlinge zur Suppenausgabe an. Das Lager ist wieder ruhig.

Θεσσαλονίκη im Winter

Morgen erscheint meine Bildreportage über die Situation an der Mazedonisch-Griechischen Grenze.

Davor gibt es heute ein paar Bilder aus Thessaloniki, der Hauptstadt der griechischen Verwaltungsregion Zentralmakedonien, die wir aufsuchten um zu dringend benötigtem Geld zu kommen und auch um Nahrung aufzunehmen.